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2022/23 Spieltagebuch

Spieltagebuch (7-8): Alarmstufe Gelb

Der Urlaub ist zu Ende, die Misere geht weiter. Niederlage in Mannheim, schwacher Auftritt mit Pokalaus in und zur Krönung auch noch das 0:6 gegen Saarbrücken – die höchste Heimniederlage seit 40 Jahren.[1]Im Mai 1982 gab es ein 0:6 gegen Hertha BSC. Es war der letzte Spieltag der ersten Saison in der eingleisigen 2. Bundesliga. Das ist schon harter Tobak.

Aber: Ich kann auch dieser Situation und dem Spiel gegen Saarbrücken etwas Positives abgewinnen.

Die Spiele in aller Kürze

Mannheim: Insgesamt ein gutes Auswärtsspiel gegen einen Gegner, der zuvor seine drei Heimspiele gewonnen hatte. Die Führung hätte man natürlich etwas länger halten müssen, trotzdem konnten unsere Jungs die zweite Hälfte absolut ausgeglichen gestalten. Mit etwas mehr Mut hätten wir das Spiel womöglich sogar noch auf unsere Seite ziehen können, aber das ist kein Vorwurf – hinterher ist man immer schlauer, und ein Punkt in Mannheim wäre mehr als zufriedenstellend gewesen. Am Ende entschied halt leider ein unglückliches Gegentor.

Würzburg: Über das Spiel kann ich im Grunde wenig sagen, denn ich habe nur Ausschnitte der ersten Hälfte gesehen. Was mir da zu Augen kam, war allerdings sehr besorgniserregend. Insbesondere vor dem 1:1 (dem einzigen Tor, das ich gesehen habe) gab es zwei, drei Aktionen, die wohlwollend ausgedrückt unglücklich waren. Dass wir uns gegen einen Regionalligisten drei Tore in zehn Minuten einschenken lassen und in der zweiten Hälfte nur dank Sebastian Kolbe nicht zwei weitere Dinger gefangen haben, ist schon alarmierend. Die Hoffnung auf den DFB-Pokal ist damit dahin – mehr aber ziehen aber das Ergebnis und vor allem das Auftreten herunter. Zugegeben: Würzburg spielt aktuell vermutlich nicht wie ein Regionalligist[2]An diesem Wochenende haben sie Buchbach mit 7:1 abgeschossen – wir zuletzt aber definitiv auch nicht wie ein Drittligist.

Saarbrücken: Eine nennenswerte Chance (Ein Schuss von Felix Weber, der knapp vorbei ging), dafür zwei Gegentore direkt aufgelegt und den Gegner bei den anderen vier Toren praktisch eingeladen. Mehr ist zu dem 0:6 nicht zu sagen.

Drei Gedanken zum Spiel gegen Saarbrücken

In der zweiten Hälfte könnte man so etwas wie positive Ansätze gesehen haben

Den Gedanken, dass wir in dieser Form nicht konkurrenzfähig sind, spare ich mir. Das ist einfach zu offensichtlich.[3]Ich spare mir die Kritik an einzelnen Spielern und verweise an die sehr treffende Einzelkritik im Nordbayerischen Kurier. Das sehr hohe Ergebnis schreibe ich aber nicht unbedingt nur oder allein der mangelnden Qualität zu: Gegen Saarbrücken dürfen wir auch mal verlieren, meinetwegen auch deutlich, so mit 0:3, vielleicht sogar mit 0:4 – dafür gehen die Etats und Ansprüche einfach zu weit auseinander.[4]Saarbrücken ist für mich ein Gegner der Kategorie 1 – an einem sehr guten Tag kann was gehen. Und Samstag war definitiv kein sehr guter Tag. Dazu kam aber, dass die Mannschaft nach der schwachen ersten Hälfte[5]Da hat es mich dann doch gewundert, dass es zur Pause keinen einzigen Wechsel gab. komplett verunsichert war, anders lassen sich solche schlimmen Fehler wie beim 0:5 und 0:6 nicht erklären.

Trotzdem will ich noch was Positives erwähnen. Mit den Einwechslungen (Zejnullahu, George) war mit viel Wohlwollen so etwas wie Esprit und Überraschung in unserem Offensivspiel zu erahnen. Wie valide diese Beobachtungen sind, kann ich natürlich nicht sagen: Immerhin haben wir auch da kein Tor geschossen und der Gegner hat beim Stand von 4:0 vermutlich schon in den ersten Gang runter geschaltet. Ich glaube aber, dass in unserem Kader Potential für deutlich mehr Offensiv-Power schlummert als wir im Moment zu sehen bekommen. Und ich hoffe, dass wir das in Oldenburg auch mal abrufen können – Voraussetzung dafür ist natürlich, dass zum Beispiel die oben Genannten das nicht erst unter Beweis stellen können, wenn wir schon mit 0:4 zurückliegen.[6]Ich will hier nicht Trainer spielen, und Thomas Kleine muss natürlich die Balance aus Offensive und Defensive im Blick haben. Außerdem sieht er die Trainingsleistungen und ich bewerte die Spieler … Weiterlesen

Lieber ordentlich auf die Fresse als nochmal knapp und unglücklich verlieren

Nein, ich will nicht auf das klassische „Lieber einmal 0:6 als sechsmal 0:1 verlieren“ hinaus, schließlich haben wir ja schon jetzt sechs Niederlagen aus acht Spielen. Zumindest drei dieser Spiele hätten mit etwas Glück anders ausgehen können (Ingolstadt, Freiburg II, Mannheim). Gegen Saarbrücken sind hingegen uns unsere Schwächen knallhart vor Augen geführt worden. Zu lasches Zweikampfverhalten führt zu Gegentoren (siehe erste Hälfte), individuelle Fehler werden in der 3. Liga gnadenlos ausgenutzt (siehe zweite Hälfte). Auf die Offensive will ich nicht eingehen, denn Saarbrücken hat in sechs der acht Spiele kein Gegentor kassiert.

Ich bin froh darum, dass man sich nicht ärgern muss über einen oder drei Punkte, die man hätte holen können aber aus Leichtsinnigkeit hat liegen lassen; dass wir uns nicht auf die Schultern Klopfen wie nach den Spielen in Ingolstadt oder Mannheim, wo wir gegen ein Top-Team gut mitgehalten haben. Nein, wir wurden vermöbelt. Wir haben zu Hause sechs Gegentore kassiert. Wir waren mindestens zwei Klassen schlechter als der Gegner.

Vielleicht ist das genau das Resultat, das wir vor so einem Spiel wie gegen Oldenburg brauchen.[7]Außer einem Punkt oder einem Sieg natürlich. Ich denke, ihr wisst, worauf ich hinaus will. Wenn nicht nach so einem Spiel, wann dann sollen die Jungs an der Ehre gepackt sein und zeigen, dass sie es besser können? Hoffentlich tun sie das dann auch – siehe Stimmungsbarometer.

Oldschdod, Oldschdod, Oldschdod!

Es war mal wieder so ein Gänsehaut-Moment. Wo gibt es aus dem Fanblock nach einer 0:6-Niederlage, der sechsten im achten Spiel, aufmunternde Rufe?[8]Ich will aber auch nicht unerwähnt lassen, dass einzelne Fans auf den Zaun geklettert sind und der Mannschaft vermutlich weniger aufmunternde Dinge zugerufen haben. So was braucht’s nicht, … Weiterlesen Auch während des Spiels gab es keine Pfeifkonzerte.

Egal was passiert: Wir müssen positiv bleiben, müssen diese Drittliga-Saison als Geschenk nehmen und die Mannschaft in jedem Moment unterstützen, egal wie aussichtslos die Lage scheint. Es war von Anfang an klar, dass der Klassenerhalt vermutlich noch schwerer wird als der Aufstieg. Hier stehen wir jetzt also. Durchhalten und hoffentlich am Samstag gewinnen!

Stimmungsbarometer

-6 (zuletzt -2)[9]Hier geht’s zur Erläuterung des Stimmungsbarometers

Es gibt nichts schönzureden: Wir steuern aktuell eher auf das Havelse-Szenario zu. Mittlerweile sind acht Spiele absolviert und wir haben gerade mal in zweien gepunktet. Positiv stimmt aktuell noch, dass wir nicht das einzige Krisenteam sind.[10]Drei Buchstaben: Aue. Ein Lauf von vier, fünf guten Spielen und wir stehen ganz woanders – das beste Beispiel ist unser kommender Gegner Oldenburg.

Einziges Problem: Gerade nach dem Spiel gegen Saarbrücken fehlt die Zuversicht, dass dieser Turnaround zeitnah erfolgt. Die Hoffnung liegt auf dem richtungsweisenden Spiel in Oldenburg. Gewinnen wir dort, haben wir sieben Punkte aus neun Spielen, was schwach, aber nicht dramatisch wäre. Verlieren wir allerdings auch das Spiel beim Mitaufsteiger, der mutmaßlich einen ähnlich niedrigen Etat hat wie wir, dann schaltet sich die Ampel wohl oder übel auf Rot um.

Fußnoten

Fußnoten
1 Im Mai 1982 gab es ein 0:6 gegen Hertha BSC. Es war der letzte Spieltag der ersten Saison in der eingleisigen 2. Bundesliga.
2 An diesem Wochenende haben sie Buchbach mit 7:1 abgeschossen
3 Ich spare mir die Kritik an einzelnen Spielern und verweise an die sehr treffende Einzelkritik im Nordbayerischen Kurier.
4 Saarbrücken ist für mich ein Gegner der Kategorie 1 – an einem sehr guten Tag kann was gehen. Und Samstag war definitiv kein sehr guter Tag.
5 Da hat es mich dann doch gewundert, dass es zur Pause keinen einzigen Wechsel gab.
6 Ich will hier nicht Trainer spielen, und Thomas Kleine muss natürlich die Balance aus Offensive und Defensive im Blick haben. Außerdem sieht er die Trainingsleistungen und ich bewerte die Spieler anhand der maximal 90 Minuten am Samstag. Aber irgendwas muss man jetzt ja machen.
7 Außer einem Punkt oder einem Sieg natürlich. Ich denke, ihr wisst, worauf ich hinaus will.
8 Ich will aber auch nicht unerwähnt lassen, dass einzelne Fans auf den Zaun geklettert sind und der Mannschaft vermutlich weniger aufmunternde Dinge zugerufen haben. So was braucht’s nicht, genauso wenig wie das Abhängen von Fahnen im Verlauf der zweiten Hälfte. Stichwort Demut.
9 Hier geht’s zur Erläuterung des Stimmungsbarometers
10 Drei Buchstaben: Aue.