So nervös war ich schon lange nicht mehr vor einem Spiel. Eigentlich wusste ich ja, dass wir gut drauf sind; dass wir vor allem vor heimischem Publikum schon lange nicht mehr enttäuscht haben; dass Zwickau eigentlich nicht gut in Form ist.
Und doch: Zwickau hat den Trainer gewechselt, wir sind womöglich etwas überheblich nach dem 3:2 in Osnabrück und haben in dieser Saison nach Siegen bislang nie sonderlich gut ausgesehen.
Auch deshalb hatte ich mich im Vorfeld ja an ein paar Heimspiele erinnert, in denen wir den berühmten Bock umstoßen wollten, dann aber verkackt haben.
Und was soll ich sagen? Wir haben den Bock umgestoßen. Und wie!
Hätte jemand in der Winterpause gemeint, wir würden noch im Februar vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone haben, hätte man ihn für verrückt erklärt. Wenn er dann auch noch den absurden Gedanken geäußert hätte, wir schießen in einem Heimspiel fünf (FÜNF!) Tore, dann wäre es für ihn direkt in die Hupf gegangen.
Aber der Fußball schreibt im Moment halt einfach schöne Geschichten, wenn man Altstadt-Fan ist.[1]Mit dem Jubiläumsbuch hättet ihr euch ruhig noch ein paar Monate Zeit lassen können, dann hätte man diese Spiele noch mitnehmen können ?
Das Spiel in aller Kürze
Von der ersten Minute weg ein Spiel auf Augenhöhe mit – für die Platzverhältnisse und Tabellensituation – überraschend offensivem und ansehnlichem Fußball. Das 1:0 war nicht unverdient, genauso wenig aber der Ausgleich – und das 1:1 zur Pause natürlich eher glücklich für uns. Nach dem Seitenwechsel spielten (und konterten) aber nur wir, der Sieg schien eingetütet – ehe zwei Gegentore binnen zwei Minuten die Gäste wieder ranbrachten. Das große Zittern begann[2]Wahrscheinlich war ich nicht der einzige, der sich an die Vorwoche erinnert gefühlt hat und schon die Schlagzeile vor Augen hatte: „Wieder Last-Minute-Wahnsinn – nur dieses mal … Weiterlesen, dauerte aufgrund des Weber-Krachers nur zwei Minuten an.
Das Ergebnis bzw. der Sieg für uns war leistungsgerecht und die Anzahl der Tore spiegelte die Offensiv-Power (oder Defensivschwäche?) beider Teams gut wider. Gerade in der zweiten Hälfte bestätigten unsere Jungs ihre gute Form. Chapeau!
Unsere Leistung war bis auf die Wackler in der Defensive richtig gut.
Der Schiedsrichter fiel eigentlich kaum auf, und das ist ein Kompliment. Gut war, dass er beim 1:0 (korrekterweise) nicht auf Abseits entschied.
Spielentscheidend war – neben der gesamten Mannschaftsleistung – für mich einmal mehr Eroll Zejnullahu, der gefühlt mit jedem Ballkontakt das Spiel öffnete und für Gefahr sorgte. Aber bei jedem Spieler fallen mir spontan zwei, drei richtig gute Aktionen ein. War einfach ein super Spiel!.
Gefehlt hat am Ende etwas die Konzentration. Das 4:1 hätten wir mit etwas mehr Konsequenz auch so nach Hause bringen können Aber ich will mich nicht beschweren.
Gut war, wie wir trotz der wirklich schwierigen Platzverhältnisse ansehnlichen Fußball gespielt haben. Wie das wohl erst wird, wenn es wieder nauswärts geht?
Gedanken zum Spiel
Die fallen heute etwas kürzer aus, schließlich habe ich mein ganzes Statistik-Pulver schon in diesem Artikel verschossen.
Unsere Flügelzange mit Nolle und Agy kann einem nur gefallen. Einer von beiden geht immer ab, so sind wir für die Gegner ganz schwer auszurechnen. Und da darf man nicht vergessen, dass mit Jann George einen weiteren Flügelstürmer mit Drittligaformat am Samstag gar nicht gespielt hat.
Unsere Mittelfeldzentrale um Latteier, Kirsch und Zejnullahu gefällt mir ebenfalls von Woche zu Woche besser. Die beiden Sechser hatten jeweils richtig gute Momente gegen Zwickau, von Eroll brauche ich gar nicht anfangen (siehe oben). Unserem Kapitän wünsche ich, dass er demnächst mal wieder eine direkte Torbeteiligung sammeln kann. Aber dass er unheimlich wichtig als Leader und Abräumer ist, hat er gegen Zwickau wieder gezeigt.
Fast 5.000 Zuschauer im Februar sind einfach super. Auch wenn 1.200 aus Zwick dabei waren: Rund 3.500 Bayreuther sind einfach der Wahnsinn, wenn man an die vergangenen Jahre oder Jahrzehnte denkt – und damit hätte ich vor der Saison wirklich nicht gerechnet.
Schneeregen, nachgezogene Linien, orangener Ball. Dazu gute Stimmung. Tolles Spiel. 3. Liga in Bayreuth. Wahnsinn.
Stimmungsbarometer
+8 (war +7 nach dem Osnabrück-Spiel)
Die Obergrenze meines Stimmungsbarometers ist die +10, für mich gleichbedeutend mit dem souveränen Klassenerhalt. Und auch wenn noch 14 Spiele zu spielen und 42 Punkte zu vergeben sind: Ich bin echt richtig optimistisch, dass wir die Liga halten werden. Zumindest sind wir auf dem Weg dorthin. Denn: Wir haben im neuen Jahr bewiesen, dass wir Tore schießen können, dass wir Top-Teams schlagen können (Osnabrück und mit Abstrichen Ingolstadt) und dass wir die Sechs-Punkte-Spiele gegen die direkte Konkurrenz gewinnen (Dortmund II, Zwickau).
Mit nun 25 Punkten sind wir auch punktemäßig voll im Soll – fünf, sechs weitere Siege und der Klassenerhalt ist sehr, sehr wahrscheinlich. Und es braucht nicht viel Fantasie, um sich diese fünf, sechs Siege vorzustellen. Können wir unsere aktuelle Form nur ansatzweise halten, dann stehen die Chancen gegen die direkten Konkurrenten Meppen, Halle und Oldenburg – alle drei kommen nach Bayreuth – gut. So können wir auch was in Essen holen, gegen die auswärtsschwachen Mannheimer (0:4 bei Dortmund II) sowieso. Und dann gibt es ja noch Gegner wie Köln, Duisburg, Aue – alle in Bayreuth, wo wir vier der letzten sechs Spiele gewonnen haben.
Lange Rede, kurzer Sinn: Weiter so, dann packen wir’s! Oldschdod!
Fußnoten
↑1 | Mit dem Jubiläumsbuch hättet ihr euch ruhig noch ein paar Monate Zeit lassen können, dann hätte man diese Spiele noch mitnehmen können ? |
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↑2 | Wahrscheinlich war ich nicht der einzige, der sich an die Vorwoche erinnert gefühlt hat und schon die Schlagzeile vor Augen hatte: „Wieder Last-Minute-Wahnsinn – nur dieses mal andersherum!“ |