Was war die schlimmste Niederlage, die ich als Altstadt-Fan erlebt habe? Darüber dachten mein Bruder Tizian und ich nach auf der Fahrt nach München, die wir zusammen mit 1.300 Bayreuthern antraten. Wir dachten natürlich an die Niederlage gegen Hof in Bamberg, an ein 2:4 in Memmelsdorf, das legendäre Pettstadt-Debakel, das 0:3 in Neudrossenfeld.[1]Wir einigten uns nach mittellanger Diskussion darauf, dass Neudrossenfeld der Tiefpunkt war.[2]Interessant ist, dass sich Debakel und Blamagen in den Jahren 2011 und 2012 häufen, während die Glanzlichter definitiv 2022 und 2023 strahlen. Aber das werde ich nach der Saison alles nochmal … Weiterlesen
Alles Ewigkeiten her. Alles vor allem deshalb so schlimm, weil nicht nur das Geschehen auf dem Platz erniedrigend war, sondern auch das Drumherum. Ein treffendes Zitat, das mir zum Beispiel zur Niederlage in Memmelsdorf in den Sinn kommt: „Das Schlimme ist, dass nicht einmal jemand hier ist, um uns zu verhöhnen.“[3]Tatsächlich waren bei jenem 2:4 – zwischenzeitlich lagen wir als haushoher Favorit mit 0:4 zurück – immerhin 450 Zuschauer gekommen.
Was das alles mit dem Spiel bei den Löwen zu tun hat?
Als wir im Zug nach München saßen, da wussten wir schon, dass wir gerade Historisches miterleben. Mehr als 1.300 Auswärtsfans bei einem Altstadt-Spiel – das gab es seit den 1970ern nicht mehr, als es noch fränkische Duelle mit dem Club gab. Und um sich die Bedeutung des Moments bewusst zu machen, schadet es nicht, ab und an mal in die (jüngere) Vergangenheit und manche Demütigung zurückzublicken (Stichwort Demut).
Du liest gerne auf Fußball-Festspiele?
Keine Sorge, ich werde hier weiter mal in regelmäßigen, mal in unregelmäßigen Abständen meine Gedanken zur Altstadt teilen. Aber es macht natürlich mehr Spaß, wenn ich mir davon vielleicht das eine oder andere Stadionbier finanzieren kann. ? Und vielleicht steigt dann ja auch meine Motivation, auch mal ein Interview oder Ähnliches hier zu verfassen.
Und auch wenn das Ergebnis (vermeidbare Niederlage) und die Tabellensituation (Chance, an die Konkurrenz ranzurücken, verpasst – im Nachhinein womöglich ein Knackpunkt) natürlich höchst ärgerlich waren, von einer Erniedrigung im obigen Sinn kann man natürlich bei weitem nicht sprechen.
Und das Drumherum war – wie eben schon erwähnt – einzigartig.
Warum?
- Schon Monate zuvor wurde ich gefragt, wann denn der Kartenverkauf startet.
- Ich war heilfroh, als ich mich selbst mit Tickets eingedeckt hatte. Ich hatte mir ein bisschen Zeit gelassen. Aber alleine die Tatsache, dass man zwischenzeitlich nervös wird und lieber zu Hause noch eine halbe Stunde früher losfahren will, um auf jeden Fall noch eine Karte zu bekommen: Das gab’s noch nie. Wir reden hier von einem Auswärtsspiel!
- Nachdem der Vorverkauf offiziell beendet war, wurde ich von mehreren Kumpels angesprochen, ob ich irgendwie noch eine Karte organisieren kann. Diese Art der Knappheit gab es ja bei manchen Heimspiel schon. Auswärts aber wirklich noch nie. (Corona-Spiele mal ausgenommen)[4]Ich habe die Karten noch bekommen.
- Bei der Morgendämmerung bin ich mit dem Fahrrad zum Bahnhof gefahren. Allein in der Innenstadt schon einige gelbe Trikots, und am Bahnhof kommt dann geballtes Gelb und Schwarz.
- In Bayreuth wird ein zusätzlicher Zugteil angehängt. Schon zehn Minuten vor Abfahrt hatten Altstadt-Fans auf den Stufen an der Tür Platz genommen, weil es ansonsten keinen Platz gab.[5]Übrigens war das meine erste Zugfahrt zu einem Auswärtsspiel überhaupt!
- In Nürnberg ist der Zug nach Nürnberg voller Altstadt-Fans. Zusteigende in sämtlichen Ortschaften zwischen Nürnberg, Ingolstadt und München fragen sich und die Mitfahrer, was denn heute los sei.
- Im Stadion selbst lange Schlangen am Gästeblock, schon 45 Minuten vor Spielbeginn bekommt man innen keinen wirklich guten Platz mehr.
- Es sind so viele Bekannte von mir im Stadion, die ich ewig nicht mehr gesehen habe. Viele sehe ich aber gar nicht. Einem Kumpel schreibe ich, wo wir stehen.[6]Allein sagen zu müssen, wo genau man im Gästeblock steht, ist eine neue Erfahrung Er schreibt zurück: Macht keinen Sinn. Da kommt er nicht durch.
- Als ich kurz vor Spielbeginn einem Bekannten ein Ticket, das ich noch übrig hatte, weil der seine Karte (wie auch immer) verloren hat, rausbringe, sehe ich ein Strahlen und eine Erleichterung in seinen Augen. Er kann doch noch die Altstadt live sehen.
- Mit 1.300 im Grünwalder Stimmung zu machen – das hat schon was.
Zusammenfassend: Auch wenn das 0:2 eine ganz, ganz bittere Pille war – das Auswärtserlebnis rangiert ganz weit vorne.
So, und jetzt endlich zu den Bildern.
Fußnoten
↑1 | Wir einigten uns nach mittellanger Diskussion darauf, dass Neudrossenfeld der Tiefpunkt war. |
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↑2 | Interessant ist, dass sich Debakel und Blamagen in den Jahren 2011 und 2012 häufen, während die Glanzlichter definitiv 2022 und 2023 strahlen. Aber das werde ich nach der Saison alles nochmal sauber aufarbeiten. |
↑3 | Tatsächlich waren bei jenem 2:4 – zwischenzeitlich lagen wir als haushoher Favorit mit 0:4 zurück – immerhin 450 Zuschauer gekommen. |
↑4 | Ich habe die Karten noch bekommen. |
↑5 | Übrigens war das meine erste Zugfahrt zu einem Auswärtsspiel überhaupt! |
↑6 | Allein sagen zu müssen, wo genau man im Gästeblock steht, ist eine neue Erfahrung |